Kurdische StudentInnen im Hungerstreik!

Allen Friedens- und Demokratisierungsbemühungen zum Trotz ertönt in ganz Kurdistan das Säbelgerassel der Mächte, die ihre Machtpositionen durch Krieg zu erhalten versuchen.

Das kurdische Neujahrsfest Newroz, welches jährlich am 21. März gefeiert wird, war in allen Städten Kurdistans Ausdruck der Hoffnung nach Frieden und Freiheit. Der eine Woche später folgende überwältigende Sieg der Partei der Demokratischen Gesellschaft (DTP) in den kurdischen Gebieten bei den Kommunalwahlen stärkte diese Hoffnung für Dialog und eine baldige demokratische Lösung der kurdischen Frage. Dieses friedliche Klima wurde auch von der PKK begrüßt und mit einer Waffenruhe bis zum 1. Juni bestärkt.

Aber Antwort des türkischen Staates war eine Operationswelle, bei der über 300 Repräsentanten der DTP verhaftet worden sind. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Nachrichten von neuen Verhaftungen kommen. Parallel dazu nehmen Attacken gegen die Zivilbevölkerung, die an Grausamkeit kaum zu übertreffen sind, zu. So wurden im letzten Monat zwei junge Männer während einer Protestaktion in Urfa von Sicherheitskräften getötet. Ein Kind in Hakkari verlor sein Leben, auf ein anderes schlugen Militärs mit dem Kolben ihrer Waffe vor laufender Kamera ein. Kinder werden wegen "Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation" zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Zeitgleich verschärft das türkische Militär ihre Operationen gegen die kurdischen Guerillaeinheiten, die einen einseitigen Waffenstillstand verkündet haben.

In den anderen Teilen Kurdistans sieht die Lage ähnlich aus. Der Iran bombardiert zusammen mit den Streitkräften der Türkei Südkurdistan (Nordirak), verhaftet hunderte von kurdischen Oppositionellen, verhängt und vollzieht Todesurteile. Im iranischen Teil Kurdistans haben die militärischen Auseinandersetzungen in den letzten Wochen einen Höhepunkt erreicht, der nichts Gutes verheißt. Im syrischen Teil Kurdistans ignoriert das Baas-Regime jegliche Lösungsansätze zur kurdischen Frage und antwortet mit Massenverhaftungen und Folter.

Die momentanen Entwicklungen führen klar vor Auge, dass gewisse Kräfte v.a. in der Türkei an einer politischen Lösung der kurdischen Frage nicht interessiert sind, gar dies als Gefahr wahrnehmen. Die Situation kann jeden Moment eskalieren und einen Sturm, der die ganze Region erfassen wird, mit sich bringen. Noch vor zwei Tagen, am 05.05.2009, wurden in Mardin/Mazidagi in einem Dorf 46 Menschen bei einer Hochzeit von paramilitärischen Kräften brutal ermordet. Diese unmenschlichen Ereignisse sind die Folgen der militärischen Atmosphäre, die angeblich für die Bekämpfung der kurdischen Freiheitsbewegung von der türkischen Staat geschaffen wurden.

Als kurdische Studentenschaft in Deutschland können wir den Entwicklungen in unserer Heimat nicht tatenlos zusehen. Wir sind zutiefst besorgt über eine eventuelle Eskalation. Aus diesem Grund treten wir am 12. Mai auf dem Campusgelände der Ruhr-Universität Bochum in einen 3-tägigen Hungerstreik. Auf diese Weise wollen wir einerseits unsere Solidarität mit der Partei der Demokratischen Gesellschaft (DTP), die für ihr Engagement für Frieden und Demokratie bestraft werden soll, zu Ausdruck bringen. Andererseits möchten wir die Öffentlichkeit, vor allem die universitäre Öffentlichkeit, die sich als Gewissen der Gesellschaft begreifen muss, auf die gefährlichen Entwicklungen und das Schweigen der europäischen Staaten aufmerksam machen.

Der Hungerstreik wird am 12. Mai 2009 um 11:00 Uhr mit einer Presseerklärung am Campus beginnen. Wir rufen alle kurdischen und nicht-kurdischen StudentInnen/SchülerInnen dazu auf, uns an diesen Tagen zu unterstützen und ihre Solidarität kundzutun.

Wir fordern

* die Freilassung der politischen Vertreter des kurdischen Volks!

* ein Ende der militärischen Operationen und die Aufnahme eines Dialogs für die Lösung der kurdischen Frage!

* Aufrichtigkeit von den europäischen Staaten!

Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK)

Ortsgruppe Bochum